Česky Německy

Die Karlsbader Juden

Karlsbader Juden bis 1918

Den Anfang der jüdischen Geschichte in Karlsbader Region kann man ab der Zeit der Herrschaft Vladislav II. Jagelonský datieren. Gerade dieser Herrscher hat im Jahre 1499 so- genannten Jageloner Edikt herausgegeben, mit dem er Karlsbad das Recht gegeben hat, den Juden ein Aufenthalt in dieser Stadt zu erlauben oder im Gegenteil zu verbieten. Den Karlsbader Juden wurde so nicht nur der Aufenthalt in Karlsbad verboten, sondern auch das Recht die Erde zu besitzen, was die Juden gezwungen hat, von Handel zu leben. Von der Öffentlichkeit ausgeschiedene Juden haben infolge dieser Maßnahmen in den Städtchen und Dörfer rund um Karlsbad angefangen zu siedeln (Der von den Juden zum dichtbesiedeltsten Ort wurde Hroznětín/Liechtenstadt) Dank dem, dass Karlsbad ein wichtiger Kurort und Geschäftsort war, kam es nicht zur völligen Trennung zwischen Karlsbad und den Juden . Vor allem die jüdischen Handels- und Marktleute kamen nach Karlsbad alltäglich. Ihre Tätigkeit wurde aber nur für bestimmte Zeit beschränkt.

Umwälzendes Ereignis in Geschichte der jüdischen Bevölkerung war das Jahr 1781, wann von dem Josef II. so genanntes Toleranzpatent, der außer anderen Christenkirchen auch die sionistische Minderheit betrifft hat, herausgegeben war. Damit konnten die Juden den Handel, das Studium und andere Rechte ausnützen.

Entwicklung bis 1938

Der Anfang des 20. Jahrhunderts ist von heftiger Steigerung der Anzahl von jüdischer Bevölkerung in Karlsbader Region geprägt. Aus einer kleinen ist die größte Judengemeinde in Tschechien geworden (1910 haben in Karlsbad 1600 Juden gelebt). Der Vertreter dieser Gemeinde war in der Zeit liberaler Rabbi Dr. Ignatz Zielger (1861-1948).

Sichtbare Veränderungen sind nach dem zweiten Weltkrieg eingetreten. In Karlsbad sind große Gruppen von Juden aus östlichem, von dem Krieg betroffenem Gebiet (vor allem aus Halič) gekommen. Das verursachte natürlich eine betrachtliche Steigerung der Anzahl der Juden in Karlsbader Region. In 30. Jahren waren da 2600 Juden, was 10% der Gesmtbevölkerung war.

Ab 1. bis 15. September fand neben dem Sprudel ein sionistischer Kongress statt, dem später der erste Präsident des Staates Israel Chaim Weizmann präsidierte.

An dem internationalen und heimischen Prestige Karlsbads nahmen in der Zeit sinnigerweise die jüdischen Händler und Unternehmer teil . Sie haben sich Verdienste nicht nur um Wirtschaftsentwicklung des Kurortes, sondern auch Industrieortes erworben. In Karlsbad hat in der Zeit ganze Reihe von bedeutenden Persönlichkeiten gewirkt, wie z.B. der Inhaber der Glashütten Moser Ludwig Moser, Alfred Schwab, ein Banker und Mann ,der bei der Entstehung des Hotels Imperial war, Hotelier und Inhaber des Parkhotels Richmond und Atlantic Alois Klein, Dr. Isidor Müller, der Sanatorium in Křižíkovastraße gegründet hat, dann der Röntgenologe und weltberühmter Forscher MUDr. Ignaz Zollschan und viele andere.

Verfolgung während des zweiten Weltkrieges (1938-1945)

Eintritt der Nazis zur Macht in Deutschland und das Münchener Abkommen eröffnen ein neues trauriges Kapitel in der Geschichte der Karlsbader Juden. Die Mehrheit der Juden hat angefangen, den Raum der Sudeten noch vor dem Unterschreiben des Münchener Abkommens im September 1938 zu verlassen und ist in Innerland gegangen. Nach der Besatzung der Sudeten in der ersten Oktoberwoche 1938 und nach dem Besuch des Reichsführers Adolf Hitler in Karlsbad am 4. Oktober 1938 hat sich auch in Karlsbader Region eine Welle der Verfolgung im Sinne der Nürnberger Gesetze aus 1935 gegen die Juden und andere „nicht arische Rassen“ entfesselt. Diese Repressionen haben sich in Form von Erniedrigungen, Drill und Verhaftungen der Juden innerhalb von Konfiskation oder Liquidierung deren Vermögens geäußert.

Die Repressionen sollten aber noch härter werden. Die Reichsorgane hatten schon damals Lust auf umfangreiches jüdisches Vermögen. Als Signal für Angriff hat den Nazis der Brand der Synagoge in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 (so genannte Kristallnacht) gedient. Dabei ist zum Ausrauben des wertvolles Interieurs von den fanatischen Nazis und dann zum Abbau des abgebrannten Gebäudes gekommen. Die Synagoge hat bis nächsten Tag gebrannt und die Feuerleute haben nur aufgepasst, dass sich das Feuer nicht weiterverbreitet.

Gleich nach diesen Ereignissen wurden auch Hospiz und Altersheim konfisziert.

Vor der Besatzung der Sudeten haben in Karlsbad etwa 2600 Juden gelebt. Diejenigen, die es nicht geschafft haben zu fliehen oder sich anders zu retten, waren spätestens bis Oktober 1941 nach Terezín deportiert, woher sie in die Vernichtungslager in Polen fortgefahren sind.

Von den 2600 Juden vor dem zweiten Weltkrieg sind nach Karlsbad nach allem diesen Schreck nur 26 zurückgekommen. Die Mehrheit der Juden, der es vor der Gefahr der nazistischen Repression geling zu fliehen, wollte nicht zurückkehren, was auch mit der Entstehung des jüdischen Staates Israel und mit dem kommunistischen Putsch im Jahr 1948 verbunden war.

Nach der Revolution 1989 kam es zur Besserung der Situation. Zum Problem wurden aber immer noch die Balgereien um Privatisierung des von Nazis „arisierten“ Vermögens. 1996 wurde in ehemaligem Altersheim neues Oratorium gegründet und die Judengemeinde hat in ihre Pflege auch ungepflegten Friedhof in Drahovice übergenommen.

Boris Moskovič